Saturday 17 May 2008

Wer oder was ist Somaliland?














Die Republik Somaliland (Somali: Jamhuuriyadda Soomaaliland) ist als stabilisiertes De-facto-Regime ein praktisch unabhängiger, international nicht anerkannter Staat in Ostafrika, der den Nordteil Somalias – das ehemalige Kolonialgebiet Britisch-Somaliland – umfasst. Der Name Somalilands ist vom Volk der Somali abgeleitet, dem die meisten der schätzungsweise 3,5 Mio. Einwohner angehören.

Das heutige Somaliland hatte sich nach seiner Unabhängigkeit von Großbritannien 1960 mit Italienisch-Somaliland zu Somalia vereinigt. Am 18. Mai 1991 erklärte es sich einseitig für unabhängig, als die somalische Regierung gestürzt worden war und der Bürgerkrieg in Somalia eskalierte. Seither hat es ein relativ stabiles demokratisches System aufgebaut. Seine Hauptstadt ist Hargeysa, Präsident ist seit 2002 Dahir Riyale Kahin.




Geographie



Somaliland liegt im Osten des afrikanischen Kontinents, am Horn von Afrika auf der Somali-Halbinsel. Das Land liegt zwischen 08°00'–11°27' nördlicher Breite und 42°35'–49°00' östlicher Länge. Es grenzt im Westen an Dschibuti, im Süden an die Somali-Region Äthiopiens und im Osten an die faktisch autonome Region Puntland innerhalb Somalias. Außerdem besitzt das Land im Norden eine über 850 km lange Küste am Golf von Aden, wo der Jemen nördlich gegenüber liegt.


Die weitgehend flachen Küstenstreifen – Guban genannt – reichen bis zu 70 Kilometer in das Landesinnere und weisen ein heißes Klima auf. Ihnen schließen sich die Berge des in Ost-West-Richtung verlaufenden Somali-Hochlands (Ogo-Bergland) an, einschließlich des 2.450 m hohen Shimbiris, der höchsten Erhebung Somalilands und ganz Somalias.



Ganz im Süden hat Somaliland Anteil am Haud-Plateau, das sich größtenteils im angrenzenden Äthiopien erstreckt. Das Klima das Landes wird stark durch tropische Monsune geprägt. In den Küstengebieten kommt es mit bis zu 1000 mm zum höchsten Niederschlagswert pro Jahr, wohingegen im Landesinneren durchschnittlich nur etwa 500 mm zu verzeichnen sind. Die Niederschlagsmengen fallen jedoch zeitlich sehr unterschiedlich aus. Man unterscheidet vier Jahreszeiten:



Die Jilal-Trockenzeit beginnt etwa im Januar und bringt heißen und trockenen Wind ohne Niederschlag mit Temperaturen zwischen 26 und 32 °C. Gu, die erste Regenzeit im Jahr, beginnt abhängig von den Passatwinden üblicherweise im März und dauert bis Juni an. Ab August setzt die zweite Trockenperiode ein, Hagaa (Xagaa) genannt. Sie wird ausgelöst durch heiße und trockene Monsunwinde, die auch Staubwolken mit sich führen. Die zweite Regenzeit Dayr dauert von Anfang September bis Dezember, dem kältesten Monat im Jahr mit Temperaturen zwischen 15 und 26 °C.



Die größte Stadt ist die Hauptstadt Hargeysa mit etwa 500.000–800.000, manchen Schätzungen zufolge gar über einer Million Einwohnern. Zweitgrößte Stadt ist die Hafenstadt Berbera mit etwa 263.000 Bewohnern, weitere Städte sind Burao, Boorama, Las Anod und Erigabo.





Bevoelkerung



Die Bevölkerung wird auf etwa 3,5 Millionen geschätzt. Das durchschnittliche jährliche Bevölkerungswachstum beträgt 3,4 %. Auf einem km² leben durchschnittlich 25 Einwohner, wobei die Bevölkerungsdichte im Westen des Landes höher ist. 55 % der Bevölkerung sind Nomaden oder zumindest teilweise Nomaden, während 45 % in Dörfern oder Städten einen festen Wohnsitz haben. (1992 lag der Anteil der Nomaden bei schätzungsweise 65 % und der Anteil der Sesshaften bei 35 %.)



Größter Clan in Somaliland sind die Isaaq, die im Zentrum des Landes leben. Als kleinere Clans sind die Dir im Westen und die Harti-Darod (mit den Subclans der Warsangeli und Dolbohanta) im Osten vertreten. Einige Zehntausend Einwohner Somalilands gehören den als Gaboye zusammengefassten Minderheitengruppen (Yibir, Madhibaan, Tumaal u.a.) an, die traditionell auf bestimmte Berufe beschränkt sind und innerhalb des Clansystems einen gesonderten Status haben.



Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt für Männer 50 Jahre, für Frauen 55. Tuberkulose, Malaria und weitere Infektionskrankheiten sind verbreitet, ferner sind Mangelernährung und unsauberes Trinkwasser ein Problem. Laut einem Bericht der UNICEF von 1999 sind etwa 1 % der Bevölkerung von HIV/Aids betroffen; zugleich sind der Gebrauch von Kondomen und das Wissen um Übertragungswege und Prävention von HIV wenig verbreitet.
Der Stand der Bildung ist nach wie vor niedrig. Das Bildungssystem wurde seit der Unabhängigkeit ausgebaut und umfasste 2002/2003 353 Primarschulen und 20 Sekundarschulen, hinzu kommen drei Universitäten (Universität Hargeysa, Amoud-Universität in Boorama und seit 2004 Universität Burao). Im selben Zeitraum besuchten rund 96.000 Kinder eine Primarschule, davon 74.000 in Städten und 22.000 in ländlichen Gebieten. Die Einschulungsrate von Jungen ist deutlich höher als diejenige von Mädchen.






Geschichte




Die ältesten bekannten Spuren von Menschen im heutigen Somaliland sind Höhlenmalereien in Laas Geel bei Hargeysa, die auf die Zeit zwischen 9000–8000 v. Chr. und 3000 v. Chr. datiert werden.
Die Vorfahren der Somali wanderten um 500 v. Chr. bis 100 n. Chr. aus dem südlichen äthiopischen Hochland ein und vermischten sich – insbesondere in den Handelsstädten an der Küste – mit arabischen und persischen Einwanderern, welche ab dem 7. Jahrhundert auch den Islam einführten. In Somaliland erfolgten die Kontakte mit dem arabischen und persischen Raum zunächst vor allem über den Hafen von Zeila, später übernahm Berbera dessen Bedeutung.
1884 schloss Großbritannien Verträge mit verschiedenen lokalen Clans und errichtete so das Protektorat Britisch-Somaliland. In den folgenden Jahrzehnten beschränkte es sich weitgehend auf eine indirekte Herrschaft über das Gebiet, während die italienischen Kolonialherren in Italienisch-Somaliland stärker in die Entwicklung ihrer Kolonie investierten und in deren innere Verhältnisse eingriffen.


So blieben lokale Strukturen wie die Ältestenräte (guurti), die traditionell für Friedensstiftung zwischen den Clans zuständig sind, weitgehend erhalten. Zugleich blieb vor allem das Landesinnere schwach entwickelt, neben der Hafenstadt Berbera bildeten sich Hargeysa und Burao als größere Orte und Handelszentren heraus.



1899–1920 führte der heute als somalischer Nationalheld verehrte Muhammad ibn ʿAbd Allāh Hassān in der Region einen Aufstand gegen die beginnende britische, italienische und äthiopische Fremdherrschaft über die Somali, bei dem etwa ein Drittel der Bevölkerung Nordsomalias umkam.

Nach der Unabhaengigkeit:



Am 26. Juni 1960 wurde Britisch-Somaliland in die Unabhängigkeit entlassen, um sich am darauffolgenden 1. Juli mit dem ehemaligen Italienisch-Somaliland zu Somalia mit Mogadischu als Hauptstadt zu vereinigen. Grund des Zusammenschlusses waren Bestrebungen zur Einigung aller Somali in einem Staat, nachdem dieses Volk durch die Kolonialisierung auf mehrere Staaten verteilt worden war. Dem damaligen Ministerpräsidenten Britisch-Somalilands Mohammed Haji Ibrahim Egal wurde ein Ministerposten in der neuen Regierung Somalias überlassen, 1967 wurde Egal Premierminister.



Allerdings fühlten sich bald viele Bewohner des Gebietes im Gesamtgebilde Somalia benachteiligt. Die nationale Integration bereitete Schwierigkeiten, da sich Nord- und Südsomalia in Entwicklungsstand, Bildungs- und Verwaltungsstrukturen unterschieden. Nach Ansicht vieler Nordsomalier unternahm der wirtschaftlich, politisch und demografisch dominierende Süden wenig, um diese Unterschiede zu berücksichtigen und die Entwicklung des Nordens zu fördern. 1961 wurde die neue somalische Verfassung im Süden von der großen Mehrheit der Abstimmenden angenommen, im Norden aber von weniger als 50 % unterstützt. Im selben Jahr revoltierten Offiziere im Norden erfolglos gegen den Zusammenschluss mit dem Süden.





Nachdem 1969 Siad Barre die Macht ergriffen und eine autoritäre Regierung errichtet hatte, gründeten Isaaq im Exil 1981 die Rebellenbewegung Somali National Movement (SNM), die in Nordsomalia einen bewaffneten Kampf gegen die Regierung begann. Letztere reagierte mit Repressionsmaßnahmen, die in der Bombardierung der Städte Burao und Hargeysa 1988 gipfelten. Hierbei kamen etwa 50.000 Menschen um, 400.000 wurden intern vertrieben, weitere 400.000 flohen über die Grenze in Flüchtlingslager wie Hartishek im äthiopischen Ogaden oder nach Dschibuti. (Etwa 300.000 dieser Flüchtlinge sind von 1997 bis 2006 zurückgekehrt.) 1991 gelang verschiedenen Rebellenbewegungen die Entmachtung Barres, aber Konflikte zwischen Clans und Kriegsherren verhinderten die Bildung einer Nachfolgeregierung. Der somalische Bürgerkrieg hält seither in Süd- und Zentralsomalia an.






Republik Somaliland


Derweil initiierte die SNM einen Versöhnungsprozess der verschiedenen nordsomalischen Clans. Auf einer Versammlung von Clan-Ältesten unter Federführung der SNM in Burao wurde am 18. Mai 1991 die einseitige Unabhängigkeitserklärung Somalilands zusammen mit einer „Nationalen Charta“ verabschiedet, der zufolge die SNM für die nächsten zwei Jahre die Regierungsgewalt ausüben sollte. Anschließend sollte eine neue Verfassung ausgearbeitet werden, unter der die Macht an eine gewählte Regierung übergehen würde. SNM-Führer Abd-ar-Rahman Ahmad Ali Tur wurde erster Präsident. Die SNM zerfiel jedoch bald darauf in einander bekämpfende Faktionen, und wie im übrigen Somalia kam es zu Clan-Konflikten, bis 1992 ein Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet wurde. 1994–1996 flammten erneut Auseinandersetzungen auf. Angehörige des Dir-Clans in der westlichen Region Awdal, die Somalilands Autorität nicht anerkennen wollten, riefen 1995 ihre eigene „Republik Awdal“ aus.

Auf einer erneuten Konferenz in Boorama 1996 wurden eine neue Nationale Charta und ein Friedensabkommen verabschiedet. Eine zivile Regierung mit Zwei-Kammern-Parlament unter Präsident Mohammed Haji Ibrahim Egal wurde eingerichtet. Eine weitere Konferenz im selben Jahr in Hargeysa führte zum seither andauernden Frieden in Somaliland und bestätigte die Präsidentschaft Egals für die nächsten fünf Jahre.



In dieser Zeit kam der Präsident seiner Verpflichtung nach, eine Verfassung für Somaliland vorzubereiten. 2001 wurde die Verfassung in einem Referendum bei einer Wahlbeteiligung von etwa zwei Dritteln von 97 % der Abstimmenden angenommen, was auch als Votum für die Unabhängigkeit gewertet wurde. In dieser Verfassung war vorgesehen, dass 2001 Lokalwahlen und 2002 Präsidentschaftswahlen stattfinden sollen.


Verzögerungen bei der Vorbereitung und der Tod Egals 2002 führten zu einer einjährigen Verspätung bei der Umsetzung dieser Pläne. Wie in der Verfassung vorgesehen, übernahm der bisherige Vizepräsident Dahir Riyale Kahin das Präsidentenamt, worin er 2003 bestätigt wurde. 2002 fanden die Lokalwahlen als erste Mehrparteienwahlen des Landes statt, 2005 wurde das Repräsentantenhaus gewählt.


Politik


Außenpolitik



Somaliland bemüht sich um eine internationale Anerkennung seiner de facto bestehenden Unabhängigkeit. Es ist Mitglied der UNPO und hat 2005 einen Antrag auf Mitgliedschaft in der Afrikanischen Union gestellt. Mit dem angrenzenden Äthiopien unterhält es gute (wirtschaftliche) Beziehungen, diese haben aber bislang nicht zu einer Anerkennung geführt. Andere Staaten der Region lehnen aus verschiedenen Gründen eine Anerkennung ab. Die internationale Gemeinschaft unterstützt mehrheitlich die erhoffte Wiedervereinigung und Befriedung Somalias unter der 2000 gebildeten Übergangsregierung Somalias, welche ihrerseits weiterhin die Wiedereingliederung Somalilands anstrebt.


Mit dem im Osten angrenzenden selbsterklärten autonomen Gebiet Puntland bestehen Differenzen bezüglich der Zugehörigkeit der Regionen Sool und Sanaag. Da sich Puntland vor allem auf den Clan der Harti-Darod stützt und in diesen Gebieten ebenfalls Harti-Darod leben, erhebt es Anspruch auf sie; Somaliland beruft sich hingegen auf den Grenzverlauf von Britisch-Somaliland. Die Bevölkerung des umstrittenen Gebietes ist teils zu Somaliland, teils zu Puntland loyal und lehnt zum Teil sowohl Puntland als auch Somaliland ab. Seit 2002 kam es verschiedentlich zu Zusammenstößen. Dieser ungelöste Gebietsstreit ist ein weiterer Grund, weshalb die internationale Gemeinschaft Somaliland nicht anerkennt.

Innenpolitik


Innerhalb Somalilands scheint die Unabhängigkeit von weiten Teilen der Bevölkerung Unterstützung zu genießen. Weitreichende Folgen in der Innenpolitik hat das Bestreben, die politische Stabilität zu wahren; dieses Bestreben ist stark ausgeprägt, weil zum einen die Instabilität in Süd- und Zentralsomalia als abschreckendes Beispiel wahrgenommen wird und zum anderen die Stabilität Somalilands ein zentrales Argument für seine internationale Anerkennung darstellt.



Als Folge halten sich Medien und Oppositionsparteien generell mit Kritik an der Regierung zurück. Gegenstand solcher Kritik sind vor allem Korruption und Versuche der Regierung, die Medienfreiheit einzuschränken.



Das politische System vereint gewohnheitsrechtlich-traditionelle und moderne Elemente. Somaliland ist eine Präsidialrepublik mit Zwei-Kammern-Parlament, wobei das Unterhaus (Repräsentantenhaus) gewählt wird, während die Mitglieder des an die traditionellen Clan-Ältestenräte angelehnten Oberhauses (Ältestenrat) von den Clans ernannt werden. Die Zahl der Parteien ist laut Verfassung auf drei beschränkt; damit soll verhindert werden, dass kleine Splitterparteien entstehen, die lediglich die Interessen eines bestimmten Clans oder einer Region vertreten.

In den dritten Mehrparteienwahlen seit 1991 ist im Oktober 2005 die Regierungspartei UDUB mit 33 von 82 Parlamentssitzen als Siegerin hervorgegangen. Die beiden Oppositionsparteien Kulmiye und UCID kamen auf 28 beziehungsweise 21 Sitze. Die Neue Zürcher Zeitung kommentiert dazu: „Während große Teile von Somalia in Bürgerkrieg und Anarchie versanken, verstand es Somaliland, nicht nur den inneren Frieden zu wahren, sondern auch eine einigermaßen stabile Demokratie einzurichten – eine beachtliche Leistung im regionalen Kontext.“


Für 2008 sind Lokal- und Präsidentschaftswahlen vorgesehen. Infolge von Verzögerungen bei der Wählerregistrierung wurden die Wahltermine über die eigentliche Amtszeit von Präsident Kahin hinaus verschoben.



Menschenrechte


Für eine ausführliche Darstellung siehe Politik Somaliland Menschenrechte.
Amnesty International kritisiert den Fortbestand der Todesstrafe und Fälle von umstrittenen Verhaftungen und Gerichtsurteilen in Somaliland. Diverse solche Fälle endeten nach internationalen und lokalen Protesten mit der Freilassung und Begnadigung der Betroffenen. Die US-amerikanische Organisation Freedom House bezeichnet Somaliland bezüglich der politischen Freiheit als „teilweise frei“, während das übrige Somalia als „unfrei“ eingestuft wird.
Frauen sind in Somaliland allgemein benachteiligt und in der Politik kaum vertreten. Auch die Gaboye-Minderheit ist weiterhin von Diskriminierungen betroffen.

Sicherheitslage


Das deutsche Auswärtige Amt und das österreichische Außenministerium haben für Somalia einschließlich Somaliland Reisewarnungen herausgegeben, das Schweizer EDA rät ebenfalls von Reisen nach Somalia ab. Die Sicherheitslage in Somaliland – mit Ausnahme der umstrittenen östlichen Grenzregionen – gilt als wesentlich besser als im übrigen Somalia, dennoch sind Reisen in das Gebiet laut Auswärtigem Amt „immer noch als überdurchschnittlich gefährlich zu beurteilen“.
2003 und 2004 kam es zu Ermordungen ausländischer Helfer, 2008 wurde ein deutscher Staatsangehöriger in Sanaag entführt und später freigelassen. Die Regierung sieht in mutmaßlichen islamistischen Einflüssen der al-Qaida oder der südsomalischen Union islamischer Gerichte eine Gefahr. Als Folge der Grenzkriege gegen Äthiopien 1964 und 1977–1978 und des Bürgerkrieges 1988–1991 sind manche Gebiete mit Landminen und nicht explodierter Munition verseucht. Seit der Unabhängigkeitserklärung wurden Entminungen durchgeführt. 2006 wurden 30 Personen durch Explosionen von Minen und Blindgängern getötet, 66 wurden verletzt.

Wirtschaft

Die Wirtschaft Somalilands basiert auf Viehzucht, dem Hafen von Berbera und den Geldüberweisungen im Ausland lebender Somaliländer. Mit dem Somaliland-Schilling hat das Land 1994 eine eigene Währung eingeführt. Seit der Unabhängigkeitserklärung ist die Wirtschaft gewachsen, doch bleibt Armut bis hin zu Hunger in der Bevölkerung verbreitet.

Landwirtschaft und Fischerei


Die (nomadische) Viehzucht ist für etwa 60 % der Bevölkerung die wichtigste Lebensgrundlage und trägt 60–65 % zur Wirtschaftsleistung bei, der Export von Lebendvieh nach Saudi-Arabien und in weitere Staaten der Arabischen Halbinsel ist die Haupteinnahmequelle des Landes. 2003 wurden in Somaliland schätzungsweise 7 Mio. Ziegen, 7,6 Mio. Schafe, 1,5 Mio. Kamele und 364.000 Rinder gehalten.


Ackerbaulich genutzt werden etwa 3 % der Landesfläche vorwiegend im Westen im Gebiet um Gabiley und Arabsiyo, weitere 7 % hätten das Potential hierzu. Hauptanbauprodukt ist Sorghum, das auf 70 % des in Regenfeldbau bewirtschafteten Landes wächst, auf 25 % wächst Mais. Des weiteren werden Kuhbohnen, Hirse, Bohnen, Gerste und in geringerem Umfang Obst angebaut.


Die Fischerei macht heute 2 % des Bruttosozialprodukts aus und hat nach Schätzungen der Welternährungsorganisation bedeutendes ungenutztes Potential.
Der Hafen von Berbera ist eine bedeutende Einnahmequelle; über ihn wird somaliländisches Vieh exportiert, zudem ist er zum wichtigen Exporthafen für Äthiopien geworden, seit dieses nach dem Eritrea-Äthiopien-Krieg (1998–2000) die eritreischen Häfen Massawa und Assab nicht mehr nutzen kann.


Traditionell stellen Dürren, die im Klima der Region alle paar Jahre auftreten, ein Problem für die Wirtschaft, insbesondere die Viehzucht, dar. Letztere wurde zusätzlich durch einen Importstopp der arabischen Staaten für somalisches Vieh 1998–2006 beeinträchtigt. Überweidung und Abholzungen zwecks Herstellung von Holzkohle – die für die städtische Bevölkerung das wichtigste Brennmaterial darstellt und von der jährlich etwa 5 Mio. Sack verbraucht werden – tragen weiter zur Verknappung von Wasser und Land bei, die die Lebensgrundlagen der nomadischen Bevölkerung schmälert. In der Folge kommt es zu Landflucht, die die Arbeitslosigkeit in städtischen Gebieten ansteigen lässt.

Ausgabenverteilung und Wirtschaftsförderung


Die Geldüberweisungen im Ausland lebender Somaliländer betragen jährlich schätzungsweise 300 Mio. US-Dollar und machen zum Teil wett, dass Somaliland infolge der Nichtanerkennung kaum internationale Entwicklungshilfe erhält. Diese Einnahmen könnten allerdings in Zukunft geringer ausfallen, da sich spätere Generationen von Auslands-Somaliländern ihrer Heimat möglicherweise weniger verbunden fühlen werden.


Die Regierung ist in dieser Situation bestrebt, die Bildung der Bevölkerung und die Diversifizierung der Wirtschaft zu fördern, verfügt jedoch infolge der politischen Lage nur über ein begrenztes Budget von etwa 35 Mio. US-Dollar jährlich. Der größte Ausgabenposten ist das Militär, das einige Zehntausend Mann umfasst. In dieses wurden nach der Unabhängigkeitserklärung die verschiedenen in dem Gebiet tätigen Milizen eingegliedert. Es wurde seither reduziert, nimmt jedoch nach wie vor einen Großteil der finanziellen Ressorcen in Anspruch, hauptsächlich für Soldzahlungen. (Die Durchführung der Lokalwahlen 2002 und der Präsidentschaftswahlen 2003 kostete 2,4 Mio. USD, wozu internationale Geber 23 % beitrugen, die Kosten für die Parlamentswahlen 2005 lagen bei 2,7 Mio. USD, von denen 64 % aus dem Ausland bereitgestellt wurden.) Das Steuersystem wurde als ineffizient und ungerecht kritisiert.



Die Aussicht auf mehr Entwicklungshilfe wird unterschiedlich beurteilt; der Hoffnung auf mehr finanzielle Mittel stehen Bedenken gegenüber, verstärkt vom Ausland abhängig zu werden und an Eigeninitiative zu verlieren. Hoffnungen werden insbesondere auf vermutete Erdölvorräte gesetzt. Auch soll vermehrt auf Informations- und Kommunikationstechnologie gesetzt werden.


Kultur




Die Kultur Somalilands ist vom Islam und von den Traditionen der Somali geprägt. Zu letzteren gehören die (mündlich überlieferte) Dichtung und diverse Tänze wie auch die nahezu flächendeckend praktizierte Beschneidung von Frauen und Mädchen. Die meisten Somaliländer tragen lokale und islamisch-arabische Kleidung – die bei Frauen in aller Regel ein Kopftuch mit einschließt –, eine Minderheit vorwiegend von Männern auch als modern geltende westliche Kleidung. Ein weit verbreitetes Nahrungsmittel ist das dem äthiopischen Injera ähnliche Fladenbrot Laxoox oder Canjeero, als Getränk ist Tee beliebt. In vielen Haushalten findet sich das Dabqaad zur Beduftung mit Weihrauch. Das Kauen von Kath ist verbreitet.



Das Radio ist das Medium mit der weitesten Verbreitung in Somaliland; der einzige zugelassene einheimische Sender ist das seit 1991 bestehende, von der Regierung kontrollierte Radio Hargeisa, ausländische Sender – insbesondere BBC Somali – können empfangen werden. Die Regierung besitzt auch den Fernsehsender Somaliland National Television (SLNTV), der mit der Somaliland Television (SLTV) eine einheimische private Konkurrenz hat.












Der Pressemarkt unterliegt weniger Regulierungen, ist aber durch die geringe Zahl von Lesern beschränkt. Ein bedeutendes Presseunternehmen ist das Haatuf Media Network, das die Tageszeitung Haatuf sowie die Wochenzeitungen Somaliland Times in Englisch und al-Hatif al-Arabi in Arabisch herausgibt. Weitere Presseerzeugnisse sind Jamhuuriya und die staatliche Mandeeq.